"Die treffen doch eh nicht nicht!"

Jeder, der bereits in der Linie mit unserem geliebten Captain Frank gestanden hat, kennt wohl diese Worte: "Die treffen doch eh nicht nicht!" Gesprochen aus purer Zuversicht über das Unvermögen unserer Gegner. Genauso kennt nahezu jeder die Ernüchterung der nächsten Sekunden. Aber so mancher fragt sicht in den Sekunden vor seinem Tod vielleicht, woher diese Phrase stammt. Private Wolfgang Schneider erklärt, wie es zu diesem Ausspruch kam und was Brigadegeneral John Sedgwick damit zu tun hat.

Zum Soldaten berufen

John Sedgwick wurde am 13. September 1813 in Cornwall, Connecticut geboren. Benannt nach seinem Großvater John Sedgwick, der an der Seite George Washingtons im Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte, schien ihm eine militärische Karriere vorgezeichnet. Schon mit 18 Jahren wurde er Lehrer an der Cheshire Academy, an der er selbst zwei Jahre gelernt hatte. Nach zwei weiteren Jahren erhielt er seine Berufung nach Westpoint, wo er 1837 als 24. seiner Klasse abschloss. Schon damals begleiteten ihn Persönlichkeiten, die uns alle ein Begriff sind: General Braxton Bragg, Lieutenant General Jubal A. Early, Major General William H. French, Major General Joseph Hooker, Major General William W. Mackall, Lieutenant General John C. Pemberton, Brigadier General Edward D. Townsend


Er wurde der Artillerie zugeteilt und diente zuerst im 2. Seminolenkrieg und dann mit Auszeichnung im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Daber erhielt er zwei Brevetbeförderungen, eine für seine Leistungen in der Schlacht von Contreras, die andere in Folge der Schlacht von Chapultepec. Nach dem Friedensschluss ließ er sich zur Kavallerie versetzen und diente im Westen im Krieg gegen die Cheyenne und im "Utah-Krieg". Schon damals erwarb er sich hohes Ansehen bei seinen Männern, da er sich für sie einsetzte. So schaffte er es auch, eine Expedition zur Etablierung eines neuen Forts in Colorado im Winter 1860/61 in relativ komfortablen Steinhäusern überwintern zu lassen, trotzdem seine Expedition nahezu die ganze Zeit durch natürliche Gegebenheiten vom Nachschub abgeschnitten war.

Kommandeur im Halbinsel-Feldzug

Den Ausbruch des Bürgerkrieges erlebt er zuerst als Inspector General von Washington DC. Er ist federführend für die Verstärkung der Befestigungen verantwortlich, die McDowell erlaubten den Grossteil der Army of Northwestern Virginia nach Manassas zu führen, ein Unterfangen an dem er auf Grund einer Choleraerkrankung nicht teilnehmen konnte. Den Halbinsel-Feldzug von McClellan erlebte er dann jedoch als Kommandeur der 2. Division im II. Corps unter Sumner. Er kämpfte mit seiner Division in Yorktown und Seven Pines, Savage's Station und Frazier's Farm. Sumner nahm nicht zur Gänze am North Virginia Feldzug teil und so konnte sich Sedgwick von einer Verwundung erholen, die er bei Frazier's Farm erlitten hatte. Sumners II. Corps wurde in der Abwehr von Lee's Maryland Feldzug eingesetzt und kam auch in Antietam zum Einsatz. Nachdem sowohl Hookers, als auch Mansfields Corps zurückgeschlagen wurden und beide Corpbefehlshaber verwundet oder getötet worden waren, befahl Sumner Sedgwick einen Angriff, um Greenes Position um Dunkers Church und um Lees linke Flanke herum, um das 1. und 12.Corps zu unterstützen. Frenchs und Richardsons Divisionen hielten Sumner jedoch zurück. Ohne Befehlshaber im Norden bewegten sich weder das 1. noch das 12. Corps und Sedgwick stand in den West Woods plötzlich McLaws und Walkers Divisionen gegenüber. Eingeschlossen von drei Seiten erlitten seine Brigaden hohe Verluste und Sedgwick muss sich zurückziehen. Nur die Hälfte seiner Männer erreichte die Auffangstellung nördlich der Wälder. Sumner würde Sedgwick an der Sunken Road schmerzlich vermissen. Sedgewick wurde dreifach verwundet worden, doch weigert sich das Kommando abzugeben und seine Männer allein zu lassen. Erst nachdem er durch den Blutverlust ohnmächtig geworden war, können ihn seine Männer vom Schlachtfeld tragen.

Fredricksburg und Gettysburg

Bereits drei Monate später meldet er sich wieder dienstfähig. Er verpasste durch seine Verletzung die Schlacht von Fredericksburg. Unter seinem ehemaligenKlassenkameraden Joseph Hooker bekam er das Kommando über das VI. Corps, mit dem er an der Schlacht von Chancellorsville teilnahm. Später kämpfte er kämpfte in einer Halteposition gegen Jubal Earlys Corps der der 2. Schlacht von Fredericksburg. Danach nahm Sedgewick nicht an der Schlacht bei Gettysburg teil, da sein Corps erst spät am 2. Juli eintraf und der Reserve zugeteilt wurde. Seine Brigaden wurden nach Bedarf anderen Kommandos zugewiesen, um Lücken in der Linie der Union zu stopfen. Im November widerum traf er abermals auf seinen Klassenkameraden Early, als er mit seinem Corps den Übergang über den Rappahannock erzwang und 1.700 Gefangene machte.


Später entkam er der Säuberung durch Meade zu Beginn des Überland-Feldzuges. Er hatte sich politisch viele Feinde gemacht, indem er die Ansichten der radikalen Republikaner und auch den Abolitionismus unterstütze. Ausserdem war er ein Parteigänger von George McClellan. Meade wollte ihn eigentlich ins Shenandoah Tal versetzen lassen und Sedgwick war dem nicht abgeneigt, wie er seiner Schwester in einem Brief mitteilte.

Zitat

"We hear that there is to be a reorganization of this army, probably for the purpose of getting rid of some obnoxious Generals. I shall not be sorry to hear that I am one of them. I feel that I have done my part of field duty, although my health is quite good. A few weeks' rest would be beneficial, and I could even leave altogether without many regrets."


"Wir vernehmen das eine Umorganisation dieser Armee geben soll, vermutlich zum Zwecke einige widerwärtige Generäle los zu werden. Ich würde nicht traurig sein zu hören einer von ihnen zu sein. Ich habe das Gefühl meinen Teil im Feld getan zu haben, obwohl meine Gesundheit noch recht gut ist. Ein paar Wochen Ruhe würden gut tun und ich könnte sogar ganz und gar ohne Bedauern meinen Abschied nehmen.

General Sedgwick (rechts) mit den Colonels Albert V. Colburn und Delos B. Sackett in Harrison's Landing, Virginia, während des Halbinselfeldzugs 1862.



Das Rennen auf Richmond

Den Posten der Shenandoah Armee sollte jedoch Franz Sigel erhalten, ein politisches Manöver Präsident Lincolns, das militärisch keine Früchte tragen sollte, da der als ruhig angesehene Posten im Shenandoah Tal 1864 viel Aktivität sehen sollte. So verblieb Sedgwick im Kommando des VI. Corps, möglicherweise auch auf Intervention von General Grant hin, der die Leistungen Sedgwicks sehr schätzte. So nahm das VI. Corps an der Schlacht in der Wildness teil und als das Rennen nach Richmond began, führte er sein Corps auf der nördlichen Route auf einen Ort namens Spottsylvania zu, wo Warrens V. Corps von Andersons Corps aufgehalten wurde. Sie versuchen, in einer koordinierten Bewegung Andersons rechte Flanke zu umgehen und fanden sich im Gefecht mit Ewells Corps wieder. Der Angriff blieb im schweren Feuer des Feindes liegen. Am nächsten Morgen hatten sich die Rebellen tief eigegraben. Erdwälle, mehr als vier Meilen lang, ließen einen Angriff nahezu unmöglich erscheinen. Es schien nur eine Schwachstelle zu geben, den "Mule Shoe". Um 9:00 Uhr morgens war Sedgwick dabei Artilleriepositionen einzuweisen, um die Beschießung der konföderierten Linien zu beginnen, als einzelne Kugeln von Scharfschützen auf seine Stellung niedergingen. Das unverkennbare Surren von Hexagonalgeschossen ließ die Mitglieder seines Stabes und die Artilleriebesatzungen um ihn herum in Deckung gehen. Die Stellungen der Könderation waren zu diesem Zeitpunkt knapp 900 Meter entfernt und Sedgwick bewegte sich auf offenem Feld vor den eigenen Linien. Im Versuch seine Männer anzuspornen sagte er: "Was? Männer die sich ducken vor vereinzelten Kugeln? Was wollt ihr machen wenn sie auf der ganzen Linie das Feuer eröffnen?" Als auch das nicht half und das Gesurre der Geschosse seine Männer nicht zum Aufstehen bewegte rief er "Warum versteckt ihr euch so? Sie könnten keinen Elefanten auf diese Entfernung treffen!".

Tod und Trauer

Im nächsten Moment sank er in sich zusammen, Blut quoll aus einer Wunde unterhalb seines linken Auges. Trotz sofortiger medizinischer Unterstützung erlangte Major General John Sedgwick nie mehr das Bewusstsein. Er verblutete an Ort und Stelle. Uncle John, wie er von seinen Männern genannt wurde, wurde von seinen Männern sehr verehrt. Er nam die selben Strapazen auf sich, die er seinen Männern zumutete, er führte von vorne, gab seinen Männern ein Beispiel und setzte sich damit größter Gefahr aus. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Belange der Soldaten unter seinem Kommando und in seiner gesamten militärischen Karriere setzte er die Pflichterfüllung an oberste Stelle. Befehle und einmal getroffene Entscheidungen setzte er umsichtig im Sinne seiner Soldaten, aber nachdrücklich und ohne Murren um. Grant sagte einmal, dass Sedgwick und Meade ohne Murren ihren Generalsrang gegen den eines Sergeant abgeben würden, wenn es ihnen befohlen wurden würde. Er starb, geliebt von Vielen, geehrt vom Gegner und betrauert von einer ganzen Armee. Robert E. Lee, ein Freund Sedgwicks betrauerte seinen Tod ebenfalls sehr. Meade weinte, als er die Nachricht erhielt und bedauerte die Verwerfungen der vergangenen Monate zutiefst. Ulysses S. Grant konnte die Nachricht zuerst nicht begreifen und Mitglieder seine Stabes berichten, das er mehrfach nachfragte, ob Sedgwick wirklich tot sei. Zuletzt ließ er sich sich auf einen Stuhl fallen und sagte: "Sein Verlust wiegt schwerer als der Verlust einer ganzen Division für diese Armee."


Von Private Wolfgang Schneider

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