Famous Battles: Gettysburg Tag 1

I.Akt

„Vorhang auf“


In einem Krieg voller erbitterter und berühmter Schlachten sind es nicht nur die Entscheidungen der Armee,- Korps.- und Divisionskommandeure die die Richtungen und Wendungen bestimmen. Es sind auch die Befehle der Brigade,- und Regimentskommandeure, ebenso wie heroische Einzeltaten und die Kampfmoral der Männer die über den Ausgang einer Schlacht entscheiden. Eine der berühmtesten Schlachten, nicht nur der amerikanischen Geschichte, oder des 19. Jahrhunderts, sondern der gesamten jüngeren Geschichte, ist die Schlacht von Gettysburg. Jeder hat von ihr gehört, die meisten den kennen Hergang und Ablauf gut - nicht nur wegen des Buchs „The Killer Angels“ und des Films „Gettysburg“ der auf dem Buch beruht.


Während an den heißen Tagen Anfang Juli 1863 viele Einheiten auf beiden Seiten glorreiche Taten vollbrachten, ragt doch der Zweikampf zweier Regimenter am ersten Tag heraus, der den Historikern sicher bekannt, uns „Hobby- Historikern“ vielleicht eher unbekannt ist. Dieser verbissen geführte Kampf, der wahrhaft großen Mut und herausragende Moral der Männer von beiden Regimentern erkennen ließ, war der blutigste Zweikampf der blutigsten Schlacht des Krieges. Von diesem Kampf handelt die folgende Geschichte.

II.Akt

„Die Kontrahenten“


Colonel Henry King Burgwyn Jr. Doch fangen wir am Anfang an: Weit vor dem 1. Juli 1863. Das 26th North Carolina Regiment wurde am 27. August 1861 in Raleigh mit zehn Kompanien als Volunteer Regiment aufgestellt. Kommandeur wurde der frühere Kongressabgeordnete Zebulon Baird Vance. Colonel Vance, dessen politische Fähigkeiten weit über seinen militärischen standen, gab sich schnell damit zufrieden, dass die Ausbildung des Regiments von LtCol. Henry King Burgwyn, Jr. übernommen wurde. Burgwyn, der vergeblich auf eine Zusage für West Point gehofft hatte, besuchte die Universität von North Carolina und erhielt später beim Virginia Military Institute seine militärische Ausbildung. Er gehörte dort zur Klasse von 1861 und wurde von einem gewissen Thomas Jonathan Jackson persönlich empfohlen. Zum Zeitpunkt der Aufstellung war er 19 Jahre alt, was ihm den Spitznamen „Boy Colonel“ einbrachte. Er machte sich umgehend an die Arbeit und wurde durch seine unermüdlichen harten Drills von den Männern schnell als Schleifer und Drillmeister wahrgenommen.

Quote

„I will never cross until the last man of my regiment is over“


Die Männer des Regimentes hatten am 14. März 1862 ihre Feuertaufe beim Gefecht von New Bern. Sie hielten die rechte Flanke tapfer, mussten aber die Position aufgeben, nachdem eine Milizeinheit zu ihrer Linken in die Flucht geschlagen wurde. Mit dem Rücken zum „Bryce's Creek“, der zu tief zum Durchqueren war, blieben nur drei kleine Ruderboote, um überzusetzen. LtCol. Burgwyn organisierte und überwachte das Übersetzen, während die Unionstruppen ihnen dicht auf den Fersen waren und stieg als Letzter ins Boot. Nach dem erfolgreichen persönlichen "Dünkirchen der 26th wurde Burgwyn von seinen Männern gefeiert und bewundert. Im April 1862 wurde das Regiment der Brigade von Gen. Robert Ransom zugeteilt und nahm an der „Sieben Tage Schlacht“ teil. Unter anderem wurde es beim kostspieligen Angriff auf „Malvern Hill“ eingesetzt, der einige Verluste kostete. Im August 1862 wurde Col. Zeb Vance zum Gouverneur von North Carolina gewählt. Normalerweise wäre sein logischer Nachfolger LtCol. Burgwyn gewesen. Allerdings war Gen. Ransom gegen die Beförderung, denn er wollte in seiner Brigade keine „Boy Colonels“. Das 26th NC war jedoch genauso unnachgiebig und bestand auf der Beförderung des 20-jährigen zum Colonel. Die Situation wurde geklärt, indem man am 26. August 1862 das Regiment mit Col. Burgwyn der neu aufgestellten Brigade von Gen. Johnston Pettigrew unterstellte. Zum LtCol. wurde John Randolph Lane befördert, der etwa ein Jahr zuvor noch Corporal in Company G war und vom damals 19-jährigen Burgwyn zusammen mit zwei Privates zur Campreinigung eingeteilt wurde, da die Kompanieführung vergessen hatte, die Ankunft der Company G im Drill Camp LtCol. Burgwyn zu melden. Die Brigade wurde dann vorerst im Osten North Carolinas eingesetzt.


Col. Henry Morrow Etwa zur selben Zeit als das 26th NC ihren neuen Kommandeur erstritt, erblickte am 15. August 1862 in Detroit, Michigan das 24th Michigan das Licht der Welt. Eine Kriegskundgebung, um die Bevölkerung weiterhin für den Krieg zum Erhalt der Union zu begeistern und um neue Volunteers zu gewinnen, fand in Detroit am 15. Juli 1862 statt. Dies nutzten einige Südstaaten Sympathisanten aus, um das Gerücht zu streuen, diese „War Rallys“ seien nur der Vorwand für die Einführung einer Wehrpflicht, bei der man gegen seinen Willen zum Krieg eingezogen werden kann. So fand sich schnell ein Mob zusammen, der die Kriegskundgebung störte und auseinandertrieb. Wayne County Sherriff Mark Flannigan musste die Offiziellen beschützen. Der Schaden war angerichtet und die „City of Detroit“ war in eine Wolke der Schande gehüllt. Die Stadtväter entschieden daraufhin, den Gouverneur zu bitten, ein zusätzliches Regiment aufstellen zu dürfen, obwohl die Quote der zu stellenden Regimenter von Michigan bereits erfüllt war. Der Gouverneur konnte nach einiger Beratung überzeugt werden, ein neues Regiment aufzustellen – das 24th Michigan Volunteer Infantry Regiment. Das Regiment hatte also bereits von Beginn an die Bürde, die Ehre der Stadt Detroit wieder herzustellen, aber es sollten noch weitere Herausforderungen dazu kommen. Die Ränge des neuen Regimentes füllten sich schnell, bis zum 26. Juli 1862 meldeten sich 1.030 Männer. Der Kommandeur wurde Richter Henry Andrew Morrow im Rang eines Colonels und sein Vertreter im Range eines LtCol, wurde Sherriff Mark Flannigan. Die Altersspanne war groß. Der Jüngste war Willie Young, ein Drummer im Alter von 13 Jahren und der Älteste behauptete 44 Jahre alt zu sein, bis bei seinem Tod festgestellt wurde, dass er 70 Jahre alt war und der seine Haare gefärbt hat, um in den Dienst aufgenommen werden zu können.


Das Regiment wurde am 29. August 1862 in Richtung Washington in Marsch gesetzt - viele sollten ihre Stadt nie wieder sehen. Am 1. September 1862 in Washington angekommen, wurden sie dort in Reserve gehalten und ausgiebigen Drills unterzogen. Nach den schweren Verlusten in der South Mountain- und Antietam-Kampagne wurde das 24th MI in Richtung Antietam zur Verstärkung der „Army of the Potomac“ in Marsch gesetzt. Der Kommandeur der „Iron Brigade“, Gen. John Gibbon, erbat ein zusätzliches Regiment, vorzugsweise aus dem Westen, da die anderen Regimenter das 2nd, das 6th und das 7th Wisconsin, sowie das 19th Indiana ebenfalls aus dem Westen stammten. In den zurückliegenden drei Wochen des Maryland Feldzuges war die Brigade von ursprünglich 2800 Mann auf unter 800 Mann zusammengeschrumpft. Diese Brigade die mit Sicherheit bekannt ist, war bereits kampfgestählt und erwarb sich ihren Kampfnamen „Iron Brigade“ erst kurz zuvor und bezahlte ihn mit Blut. Charakteristisch waren ihre „Regular Army Uniform“ und die „schwarzen Hardee Hüte“.


Obgleich die Männer der Brigade die Notwendigkeit der Verstärkung sahen, waren sie verärgert ein komplett „grünes“ Regiment zu erhalten, welches sich noch nie im Kampf bewiesen hatte und noch in den Standarduniformen gekleidet war. Das 24th MI musste also nicht nur die Ehre ihrer Stadt wieder herstellen, sondern sich auch den Respekt einer der berühmtesten und härtesten Brigaden der Armee verdienen. Ihre Chance dazu bekamen sie bei der Schlacht von Fredericksburg am 13. Dezember 1862, wo die Iron Brigade im Süden des Schlachtfeldes zum Schutz der linken Flanke eingesetzt wurde.


„As smooth as silk“


Gedenkstätte der Iron Brigade


Als eine feindliche Artillery Battery die Position der Brigade unter Feuer nahm, bekam das 24th MI den Befehl, die Battery zu vertreiben - natürlich unter dem scharfen Auge der Veteranen der Iron Brigade. Als das Regiment sich vorwärts bewegte, wurde einem Private mit einem „solid shot“ der Kopf und einem anderen ein Arm weggerissen, die ersten Verluste der Einheit. Die abrupte Bekanntschaft mit dem Krieg ließ das Regiment stocken und schwanken. Col. Morrow nahm die Zweifel wahr und befahl dem Regiment zu halten - mitten auf dem Schlachtfeld und für alle sichtbar. Um die Männer von der Gefahr abzulenken vollzog er an Ort und Stelle das „Manual of Arms“, also die Grundausbildung der Waffenhandhabung. Die Routine des Drills beruhigte die Männer wieder, obwohl sie weiterhin von allen Seiten unter Feuer genommen wurden. "Mehr Eier“ konnte man nicht zeigen und das sahen die Männer der Iron Brigade offenbar ebenso. Denn nachdem die feindliche Battery vertrieben wurde, hatte sich das 24th MI mit ihrem Mut und ihrer Kühnheit unter feindlichem Beschuss den Respekt und den Platz in der Iron Brigade verdient und wurde von da an als vollwertiges Mitglied der Brigade betrachtet. Im Kampf gegen die Battery verlor ein gewisser John Litogot sein Leben, dessen ein Jahr später geborene Neffe Henry Ford Jahre später als Automagnat bekannt wurde. Sein Bruder Barney Litogot, der ebenfalls im 24th MI kämpfte überlebte den Krieg mit mehrfachen Verwundungen. Der Ruf des 24th Michigan steigerte sich während des Winters 62/63 immer weiter und der neue Kommandeur der Army of the Potomac, Gen Joseph Hooker, bezeichnete es als das geschliffenste der gesamten Armee, indem er sagte es sei „glatt wie Seide“.

III.Akt

„Die Macht der Fahne“


Nach der Schlacht von Chancellorsville wurde die Brigade von Gen. Pettigrew der Army of Northern Virginia unterstellt und im neu aufgestellten III.Korps Heth's Division zugeteilt. Es waren Pettigrews Tarheels, die am 30. Juni 1863 den berühmten Aufklärungsauftrag erhielten, in Gettysburg nach Versorgungsgütern und insbesondere nach Schuhen zu suchen. „Longstreets Spion“ und ein lokales Mitglied der „Knights of the Golden Circle“ (Eine Geheimgesellschaft zur Wahrung der Interessen der Südstaaten, insbesondere der Aufrechterhaltung und Verbreitung der Sklaverei in Amerika) gaben bereits auf dem Anmarschweg Informationen an Pettigrew, das Yankee Cavalry unter Gen. Buford im Ort ist. Nachdem sich Pettigrew selbst davon überzeugt hat, zog er seine Brigade zurück Richtung Cashtown, da er größere Kampfhandlungen vermeiden sollte. Aber weder Gen. Heth noch der Kommandeur des III.Korps Gen. A.P. Hill schenkten der Meldung von Gen. Pettigrew Glauben, das Elemente der Potomac Armee in Gettysburg versammelt sind. So wurden am nächsten Morgen um 05:00 Uhr die Brigaden von Archer und Davis in Richtung Gettysburg gesandt. Ab 05:30 Uhr begannen die Kampfhandlungen, wenn auch zunächst zaghaft.


Im Juni marschierte das 24th MI nordwärts zusammen mit dem Rest der Armee, bis über die Staatsgrenze von Pennsylvania hinaus. Bei der ein paar Wochen vorher stattgefundenen Schlacht von Chancellorsville hatte die Brigade keinen Feindkontakt. Umso gespannter erwarteten die Männer der 24th MI ihre nächste Feuerprobe. Am Morgen des 1. Juli 1863 erwachten die Männer mit derselben Routine wie jeden Tag. Doch schon bald hörten sie das entfernte Donnergrollen von Geschützen. Das Gefecht wurde zwischen Gen Buford's Unions Cavalry und den vorstoßenden Infanterietruppen Gen Heth's geführt, die ihrerseits keine große Gegenwehr erwarteten.

Quote

„There are those damned black-hatted fellows again. Taint no militia.

It's the Army of the Potomac“


Monument der Iron Brigade in Gettysburg Die Männer munitionierten auf und Kaplan William Way hielt eilig einen Feldgottesdienst ab. Im Anschluß marschierten die Männer schnellen Schrittes in Richtung des einige Meilen entfernten Schlachtenlärms. Mit 496 Mann - vom Offizier bis zum Privat - war es eines der zahlenmäßig stärksten Regimenter der gesamten Armee zu Beginn der Schlacht. Es ist jetzt 10:00 Uhr morgens und die Regimenter von Gen. Archers Tennessee und Alabama Brigade stoßen vorwärts über Willoughby's Run und Herbst Woods. Die Unions Cavalry kann dem Druck kaum noch Stand halten. Glücklicherweise, aus Sicht der Army of the Potomac, erreicht mit der Iron Brigade einer der kampfstärksten Verbände zu den Tönen von „The Campbells Are Coming“ die Außenbereiche von Gettysburg. Das 2nd Wisconsin marschiert vornweg und wird von Gen. John Reynolds persönlich eingewiesen, der kurz darauf tödlich getroffen vom Pferd fällt. Im Double Quick folgen die anderen Regimenter. Das 24th MI rückt so schnell vor, das die Männer nicht zum Laden kommen, bevor sie die Wälder betreten. Am südlichen Ende von Herbst Woods empfängt sie die erste Salve der Konförderierten und Color Sergeant Abel Peck wird direkt getötet. Bevor die Fahne den Boden berührt ergreift Corporal Charles Bellore die Fahne und das 24th MI drückt weiter vorwärts.

Der Legende nach sollen die konföderierten Soldaten von Archers Brigade beim Anblick der schwarzen Hardee Hüte ausgerufen haben: „There are those damned black-hatted fellows again. Taint no militia. It's the Army of the Potomac“. Nun, ob sie es gesagt haben oder nicht, auf jeden Fall dürfte ihnen klar gewesen sein, dass Ärger ansteht. Das 24th MI überlappt und flankiert das 13th AL, das sich schnell zurückziehen muss. Nun wiederum sind die anderen Regimenter von Archer flankiert und drohen im Rücken umfasst zu werden, während sie mit knapper Not den Rest der Iron Brigade vor sich in Schach halten können. Da ihnen auch keinerlei Informationen zur Gesamtsituation zur Verfügung stehen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu flüchten. Viele entkommen gerade so der Gefangennahme. Dennoch müssen sich etwa 200 Mann - samt General Archer persönlich - der Iron Brigade ergeben. Das 24th MI drückt weiter und überquert Willoughby's Run. Die Iron Brigade hat erneut ihren hohen Gefechtswert bewiesen, wobei das 2nd WI die größten Verluste erleiden musste. Brig. Gen. Solomon Meredith, geboren in North Carolina, der das Kommando über die Iron Brigade inne hat, ahnt, dass der Tag noch lange nicht vorbei ist und gibt Befehle, die Einheiten über den Bach zurückzuziehen und neu zu formieren. Dabei weist er dem 24th Michigan das Zentrum zu, als die Brigade eine kompakte Front in den Herbst Woods aufbaut. Es ist jetzt etwa 12:00 Uhr mittags und eine verräterische Ruhe setzt ein.


Mittlerweile hatte Gen. Heth genug Zeit um zu realisieren, dass ihm Veteraneninfanterie der Union gegenüber steht und er durch fehlende Aufklärung blind in ein Gefecht gestolpert ist, das sich langsam zu einem Großkampf entwickelt. Immerhin hatte er seine komplette Division vor Ort zur Verfügung und das Wissen, dass weitere konförderierte Divisionen bereits das Schlachtfeld erreicht hatten, oder in Kürze erreichen würden. Er ist entschlossen, am Nachmittag den Sieg zu erringen, von dem er weiß, dass er von ihm erwartet wird. So plant er seinen Nachmittagsschlag entsprechend gründlich.


Pettigrews Brigade formierte sich in einem kleinem Waldgebiet etwa 200 yards vor Willoughby Run, mit dem 26th NC ganz links. Zur linken formierte sich die Virginia Brigade von Gen. Brockenbrough - ebenfalls noch im Wäldchen. Mit 843 Soldaten war das 26th NC nicht nur das größte Regiment in Pettigrews Brigade von circa 2500 Mann, sondern das mit Abstand zahlenmäßig stärkste bei beiden Armeen und es hatte zudem auch den Ruf, das am besten ausgebildete der „Army of Northern Virginia“ zu sein. Es dauerte über eine Stunde, um Verstärkungen hinter ihnen zu formieren und was Col. Burgwyn gewaltig ärgerte. Er und seine Männer konnten sehen, wie etwas entfernt zur Linken die Division von Gen. Rodes mit ihrem Angriff gut voran kam und auch sie wollten endlich den Angriffsbefehl erhalten, bevor der Tag zu Ende geht. Doch bald hatte das Warten ein Ende und die Brigade erhielt ihre Befehle.


„No man can take those colors and live“


„Attention!“ und das ganze Regiment nimmt Haltung an, mit Col. Burgwyn im Zentrum, LtCol. Lane am rechten Flügel und Maj. Jones am linken Flügel. Color Bearer J.B. Mansfield und 8 Mann der Color Guard gehen vier Schritte voraus. „Forward! March!“ und alle Männer des 26th NC schreiten zugleich los, in perfektem Gleichschritt, mit Stolz und dem Selbstbewusstsein als wären sie auf einer Parade. Es ist jetzt 14:30 Uhr und jeder der die nächsten Minuten und Tage überlebt, wird den spektakulären Anblick der 843 Mann, die in „Battle Line“ ihrem Schicksal entgegen ziehen, nicht vergessen.


Die erste Salve der 24th Michigan geht zu hoch, auch das 26th NC hält, feuert eine Salve und stürmt zum dichten Unterholz des Willoughby Run. 1st Lt. John Emerson aus Company E, der Color Company, sieht wie Color Sergeant Jefferson Mansfield einen Treffer in den rechten Fuß bekommt und auf die Knie fällt. Sergeant Hiram Johnson aus Company G hebt die Fahne auf und wird ebenfalls getroffen. Private John Stamper aus Company A ergreift sie als nächstes. Vier Mitglieder der Color Guard werden bereits erschossen oder verwundet bevor sie den Bachlauf überhaupt erreichen.


„No man can take those colors and live“



Das Zentrum bei der Fahne wird am schwersten getroffen, während die äußeren Kompanien noch geringe Verluste haben. Stamper kämpft sich durchs Gebüsch, und bekommt einen Kugel ab. Private George Washington Kelly aus Company D übernimmt die Regimentsfahne und wird kurz darauf am Fußgelenk durch Schrapnelle getroffen. Sein Freund und Mitglied Color Guard Private Larkin Thomas ruft ihm zu „Get up, George and come on.“ „Can't! I'm hit. I believe my leg is broken“, antwortet Kelly. „What hit you?“ „Piece of shell. There it lies. Give it to me please. I'm going to take it home for a souvenir. Take the Flag.“ Nun ist Pvt. Thomas der Fahnenträger, bekommt einen Armtreffer und reicht die Fahne an John Vinston weiter, der sie bei seiner Verwundung gleich an John Marley übergibt. Marley wird direkt erschossen und ein zehnter Mann, dessen Name in der Geschichte verloren ging, trägt die Fahne voran. In nur zehn Minuten werden zehn Fahnenträger getroffen. LtCol. Lane notiert später: „The bullets seem to be as thick as hailstones in a storm“.


Das 24th MI lässt sich auf eine vorbereitete zweite Stellung zurückfallen, während die Tarheels die steile Uferböschung erklimmen. Col. Henry Morrow befiehlt dem 24th MI, zunächst das Feuer zu halten. Aus Pettigrews Brigade Stab kommt Captain W.W. McCreery Kelly mit einer Botschaft für Col Burgwyn geritten: „Tell him his regiment has covered itself with glory today.“


Auch die Tarheels sehen nun, wen genau sie vor sich haben: „Here are those damned black hat fellows again.“ rufen sie aus. Auf gerade mal 40 yards feuert das 24th MI eine vernichtende Salve ab. Jetzt fällt auch der unbekannte Fahnenträger tödlich getroffen zu Boden. Cpt. McCreery nimmt die Fahne von ihm, schwenkt sie, rückt ein paar Schritte vor und bekommt einen Schuß direkt ins Herz. Noch während sein Blut in Strömen auf die Fahne spritzt, nimmt 2nd Lt. George Wilcox von Company H sie auf, geht ein paar Schritte und wird seinerseits verwundet. Auch Corporal Charles Bellore, der die Regimentsfahne des 24th Michigan seit dem Angriff am Vormittag hält, wird tödlich getroffen.


Beide Regimenter stehen sich nur ein paar Yards entfernt gegenüber und schießen sich gegenseitig zusammen. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Tarheels zeigt langsam Wirkung und die Ränge der „Westerner“ werden niedergemäht wie Gras von einer Sense. Aber das hier ist die Iron Brigade und „Weglaufen“ ist ein Fremdwort für sie. Company E 26th NC ist die Color Company und somit die 5. Kompanie von rechts, zu ihrer Linken ist Company F und zu deren Linken ist Company B. 1st Lt. Thomas Cureton von Company B schaut nach rechts, wo Company F sein sollte und sieht nur noch zwei oder drei Mann, der Rest ist gefallen oder verwundet. Das 24th MI stemmt sich dem konförderierten Ansturm entgegen so gut es geht. Das Privat-Duell erreicht seinen Höhepunkt.


Col. Burgwyn, der seine Männer lobt und anfeuert, nimmt die Fahne persönlich auf. Die Soldaten des 26th NC formieren sich bei ihrem Colonel und der Regimentsfahne. Gerade als der „Boy Colonel“ voran marschieren und die Fahne an Privat Frank Honeycutt weiterreichen will, trifft ihn die Kugel im Oberkörper. Honeycutt folgt ihm nur Sekunden später mit einem Kopfschuss. Das 26th NC ist erschüttert, eine Niederlage droht. LtCol. Lane kniet neben dem tödlich verwundeten jungen Colonel, der zwei Stunden später stirbt und übernimmt das Kommando über das 26th NC: „Close your men quickly to the left. I am giving them the bayonet.“


Hardee Hut der Iron Brigade Lt. Blair vom 26th NC, der die niedergestreckte Fahne sieht und ihre kürzliche Historie kennt, spricht aus was viele denken: "No man can take those colors and live.“ Lane stimmt zu, ergreift die Fahne dennoch und befiehlt: "Twenty-sixth, follow me!“ Die Hartnäckigkeit der Tarheels zwingt die Soldaten der 24th MI zurück zur dritten Verteidigungslinie. Hier erwischt es Private August Earnest, der die Regimentsfahne der 24th MI in den Händen hält. Colonel Morrow übernimmt jetzt persönlich die Fahne aus den Händen des 1st Sgt. Everard Welton, während um sie herum die „Michiganers“ fallen. Auf ihrer linken Flanke muss das 19th Indiana langsam zurück weichen, der Druck wird einfach zu groß. Somit ist auch für die tapfer kämpfenden Männer des 24th MI die Position nicht mehr zu halten. Als einer der letzten verlässt Sgt. Charles McConnell die Postion, nicht ohne einen letzten Schuss abzugeben. Aus Nahdistanz getroffen, mit der Fahne in seinen Händen, fällt LtCol. Lane mit einem Kopftreffer schwer verwundet zu Boden. Zum 14. fällt die Fahne des 26th NC. Auf der Gegenseite wird jetzt auch Col. Morrow, der nach wie vor die Regimentsfahne persönlich trägt, getroffen. Ebenfalls ein Kopftreffer, aber zum Glück nicht tödlich. Er taumelt mit seinen Männern in Richtung Stadt.


Die übel zugerichteten Überreste der Iron Brigade verschanzen sich auf „Seminary Ridge“ hinter schnell errichten Barrikaden und erwarten den nächsten Hammerschlag der Rebellen. Captain Albert Edwards, der jetzt das 24th MI führt, schaut sich um und sucht die Regimentsfahne. Verzweifelt geht sein Blick hin und her, doch plötzlich sieht er die zerfledderte Fahne in den Armen eines innerhalb der Barrikaden im Sterben liegenden Soldaten. Aufgrund schwerster Verluste bittet die Iron Brigade um Erlaubnis sich zu Cemetery Hill zurück ziehen zu dürfen. Dies Ersuchen wird abgelehnt, da die Union dringend Zeit benötigt, um neue Stellungen vorzubereiten und Verstärkungen heranzuführen. So setzt sich der Opfergang der Iron Brigade und der anderen Unions Einheiten fort.


Unglaublich hohen Verlusten zum Trotz formieren sich die „North Carolinians“ erneut und stürmen auf die Unions Stellung auf Seminary Ridge zu. Die Iron Brigade samt Artillery hält ihr Feuer zurück, im optimalen Moment schießen sie eine vernichtende Salve, welche die Konförderierten stoppt und wieder zurück schickt. Die arg bedrängten Unionssoldaten haben ein weiteres mal Stand gehalten, aber es ist bereits absehbar, dass auch diese Stellung nicht gehalten werden kann. Das 24th MI - zusammen mit ihren anderen Iron-Brigade-Brüdern - setzt sich weiter kämpfend ab und lässt sich langsam durch die Stadt Richtung Cemetery Hill zurück fallen. Auch das 26th NC ist abgekämpft und während die Brigaden von Gen. Penders Division die Position übernehmen, widmen sie sich der traurigen Aufgabe, auf dem Schlachtfeld die Verwundeten zu bergen und die Toten zu betrauern.


Teil zwei dieses Artikels findest Du hier.
Text: Cpl. Andrew Walsh

Comments