I. Akt
Die Position des Oberkommandierenden der U.S. Army übertrugLincoln General Halleck, der direkt eine neue Unionsarmee aufstellt. Den Befehl über diese neue Armee, der „Army of Virgina“, erhielt General John Pope. Pope wurde bereits von seinen Zeitgenossen als fähiger Mann und guter Soldat beschrieben, der mutig und auch energisch war. Andererseits war er auch streitsüchtig, überzogen ehrgeizig, eitel und selbstgerecht, nicht wenige Mitmenschen sahen in ihm einfach ein „Großmaul“. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz durchaus erfolgreich, übernahm er nun die neu aufgestellte Virginia Armee die aus den drei Korps unter Banks, McDowell und Frémont bestand. Frémont jedoch trat zurück, da er nicht unter Pope dienen wollte, denn er war 1861 noch dessen Vorgesetzter gewesen. Sein Nachfolger wurde zunächst Rufus King und später der allseits bekannte Major General Franz Sigel. John Pope ließ auch nur zwei Wochen verstreichen und machte sich mit einem Armeebefehl gleich neue Freunde.
„Like an Ass“
„I have come to you from the West, where we have always seen the backs of our enemies;...“ So begann der Befehl in welchem er sämtliche Truppenteile und deren Kampfwillen des östlichen Kriegsschauplatzes anprangerte und kritisierte. Als Major General Fitz-John Porter, der Kommandeur des V. Korps der Potomac Armee, dies erfuhr, erklärte er: „...er hat sich als das verewigt als was ihn die Militärwelt seit langem kennt: als ein ARSCH“..." Mit schwülstigen und angeberischen Ansagen rückte er mit seiner Armee aus und bekam am 9. August von General Jackson eine schallende Ohrfeige bei Cedar Mountain verpasst. Diese Niederlage machte Pope jetzt zögerlicher und irritierte ihn nachhaltig. Er bezog daraufhin eine defensive Stellung längs des Rappahannock in der Hoffnung, Lee und seine Truppen auf sich zu ziehen. Seine Absicht war es, McClellan den notwendigen Freiraum zu verschaffen, damit sich die Army of the Potomac von der Halbinsel absetzen konnte. Er hofft, sich später mit ihm
vereinigen zu können. Doch McClellan war, wie fast immer, extrem langsam und wahrscheinlich hoffte er insgeheim auch darauf, dass irgendwas passiert das den „Gernegroß aus dem Westen“ in Verlegenheit bringt und er sollte nicht enttäuscht werden.
II. Akt
„Kleider machen Leute“
General Lee der mit seinem fast immer sicheren Gespür für Situationen und Gelegenheiten erahnte das McClellan keinen erneuten Angriff auf der Halbinsel initiieren wird, entscheidet sich dafür nach Norden zu marschieren und in die Offensive zu gehen. Er befiehlt Jackson und Longstreet sich in Bewegung zu setzen um sich zwischen Pope und Washington zu schieben. Am 25. August nachmittags erfährt General Pope das Jackson unterwegs ist, aber er ist unschlüssig darüber welche Maßnahmen nun einzuleiten sind. Da er den gerissenen Jackson nicht ausfindig machen kann, setzt er all seine Divisionen in Bewegung um irgendwie Fühlung zum Gegner aufzunehmen. Am 27. August abends griff Jackson ein Union Depot bei Manassas Junction an und zerstörte große Teile an Nachschubgütern, inklusive Popes neuer Dress Uniformen. Dieser realisiert nun, dass Jackson bereits in seinem Rücken stand und schlimmer noch, sich bereits zwischen ihn und Washington geschoben hatte.
Während das II. Korps der Army of Northern Virginia (ca. 24.000 Mann) im Rücken von Pope mit ihm Verstecken spielte, zog Lee mit dem I. Korps unter Longstreet (ca. 30.000 Mann) hinterher. Zeitgleich entsandte McClellan sein III. Korps unter Samuel Heintzelmann, sowie das V. Korps unter Fitz-John Porter zur Unterstützung Pope's. Zu mehr Kooperation war er nicht bereit. General Pope (mit seinen nun ca. 70.000 Mann) sah richtigerweise hier eine Gelegenheit Jacksons Korps zu zerstören, bevor Lee die Truppen von Longstreet und Jackson vereinigen konnte. Er entschied, seine Korps zügig östlich von Manassas Junction zu versammeln. Unglücklicherweise für ihn war Jackson zu schnell mit seiner „Fußkavallerie“ und positionierte sich am 28. August nordöstlich von Manassas Junction in der Nähe des Örtchens Groveton.
Erneut verlor Pope seinen Kontrahenten aus den Augen und befahl seinen nach wie vor verstreuten Divisionen, Jacksons Korps aufzuspüren. Schon bald sollte er feststellen, dass Jackson eine hervorragende Defensivposition bezogen hatte, vorher jedoch kam es zu einem beinharten Gefecht bei Groveton bzw. bei Brawner's Farm.
„Bring out your men, gentlemen“
Seine angriffslustigen Truppen waren in Position und bereit für den Kampf. Alles was er nun benötigte, war ein argloses Opfer, ein kleiner Teil von Popes Armee, auf den er sich stürzen und das er zerstören konnte, während er den Vorhang lüftet und seine Position preis gab und zum Angriff einlud.
Am späten Nachmittag des 28. August schien es, als würde sich diese Gelegenheit von selbst ergeben. Während Jackson verschiedene Unions Einheiten beobachtete, wie sie auf dem Warrenton Pike in Richtung Osten marschierten, bemerkt er eine einzelne Division, deren Brigaden mit größerem Abstand zueinander marschieren - zu weit auseinander für unmittelbare gegenseitige Unterstützung. Es war unschwer zu erkennen, dass die Unionssoldaten den ganzen Tag in der extremen Virginia Hitze marschiert waren und einen müden, fast erschöpften Eindruck machten. Die Situation war für den gerissenen Jackson fast perfekt und hätte er geahnt, dass von der zweiten Brigade, die an ihm vorbei marschiert und die aus vier Regimentern bestand, nur eines bisher überhaupt jemals einen Kampf erlebt hatte, hätte er sich seiner Sache wohl vollends gewiss sein können.
Jackson drehte sich zu seinen Stabsoffizieren und befahl „Bring out your men, gentlemen“. Doch er würde schnell lernen, dass er sich für das falsche Opfer, die falsche Brigade, entschieden hat.
„Respect, but not Love“
Die Männer, die in den letzten Stunden des 28. August auf dem Warrenton Pike in Richtung Centerville marschiert waren, waren in der Tat noch fast vollständig „grün“. Es waren mit einer einzigen Ausnahme allesamt Freiwillige, doch ihre Kleider sprachen eine andere Sprache. Sie trugen die Uniformen von Unions-Berufssoldaten und schwarze Hardee-Hüte. Ihr Kommandeur war Brigadier General John Gibbon, ein erfahrener Berufsoffizier. Die Entscheidung, die Regimenter „umzukleiden“ wurde allerdings schon getroffen, bevor Gibbon das Kommando über die Brigade erhielt.
Viele der Volunteere trugen in den ersten Monaten noch ihre zum Teil grauen Milizuniformen und sahen ganz allgemein ein wenig abgerissen aus. Es war jedoch Gibbon, der diese Berufssoldatenuniform einheitlich für alle Regimenter anordnete. Und während Hosen, Jacken und der schwarze Hut bei den Männern sehr gut ankamen, wurden die weißen Handschuhe und die weißen Gamaschen an den Beinen, nur zähneknirschend und murrend getragen. Möglicherweise, da diese Kleidungsstücke aus eigener Tasche zu bezahlen waren.
Einer Legende nach hatte dieser Spuk allerdings ein Ende, als General Gibbon eines morgens erwachte und sein Pferd mit weiß angemalten Beinen vorfand. Danach waren diese Kleidungsstücke nicht mehr vorgeschrieben, man hatte wohl schon damals einen ausgeprägten Sinn für Humor. John Gibbon, 1827 geboren in Philadelphia und aufgewachsen in Charlotte, North Carolina, bekam die Chance, nach West Point auf die Militärakademie zu gehen. Er graduierte in der Klasse von 1847 als Artillerie-Offizier, zusammen mit Ambrose Powell Hill und Ambrose Everett Burnside.
Nachdem er nur noch die Ausläufer des Krieges mit Mexiko erlebt und in Florida gegen die Seminolen gekämpft hatte, wurde er 1854 Artillerieausbilder an seiner „Alma Mater“ West Point. Hier verfasste er sein Werk „The Artillerist's Manual“, das viel Aufmerksamkeit bekam und von beiden Seiten während des Krieges benutzt wurde. 1859 übernahm und befehligte er Batterie B der 4. U.S.-Artillerie. Mit Ausbruch des Krieges entschied er sich dafür, dem Eidesschwur zu folgen und der Union gegenüber treu zu bleiben. Wie bei vielen Menschen in dieser Zeit fiel ihm dies bestimmt nicht leicht. Seine Familie war seit vielen Jahren in North Carolina etabliert, sein Vater besaß sogar Sklaven. Drei seiner Brüder, zwei Schwager und ein Cousin (der spätere General Johnston Pettigrew) griffen für den Süden zu den Waffen.
Aufgrund von Disziplinlosigkeit musste Gibbon einst sein erstes Jahr in West Point wiederholen. Daraus resultierte ein äußerst geradliniger und auf strenge Disziplin bedachter junger Berufsoffizier. Nun im Juni 1862 übernahm er das Kommando über die „Western Brigade“, die komplett aus eigenwilligen und unbeugsamen Freiwilligen bestand und die das Leben an der Grenze - der Frontier - hart gemacht hat. Während nicht wenige Offiziere der Regimenter sich beklagten, dass Freiwillige durch Freiwillige geführt werden sollten, hatten die Männer ihren neuen Kommandeur Gibbon vor allem misstrauisch beäugt, da sie die auf sie zukommende unnachgiebige Disziplin ahnten.
Gibbon wiederum sah vor sich eine knifflige Aufgabe, die er verbissen anging. Aber er verfügte über genügend Erfahrung und sicherlich auch Verstand, um seine harten Drills gut zu dosieren. Er erwartete dennoch von seinen Freiwilligen, dass sie genauso diszipliniert und professionell ihren Dienst angingen, wie er es bei den Berufssoldaten seiner alten Batterie B gewohnt war. Im übrigen war es tatsächlich seine alte Einheit, die seiner Brigade unterstellt wurde. Um den Personalkörper der Batterie zu erhöhen, ging er durch all seine Regimenter und wählte eigenhändig handverlesen Männer aus, die sich für den Dienst bei der Artillerie freiwillig meldeten.
Sein ehemaliges Artilleriekommando samt neuen Geschützmannschaften und das 2nd, 6th, 7th Wisconsin, sowie das 19th Indiana wurden von ihm auf hohem Level gedrillt. Während die Brigade sich, ohne es selbst so wahrzunehmen, einen Elitestatus antrainierte, blieben sich der General und seine Männer dennoch fremd. Ein Soldat bemerkte: „Until we learned to know him, which we did not till he led us in battle, we seemed very far apart“. Anfang August 1862 respektierten sich der General und seine Männer, aber Liebe war es nicht. Er selbst beschrieb später, wie schwer es war, aus Zivilisten Soldaten zu machen, von ihnen Disziplin einzufordern und zu verlangen sich dem Willen eines anderen unterzuordnen. Und obendrein all dies von hartgesottenen Grenzgängern, bei denen der freie Wille einen festen Platz im Leben einnahm.
Er sagte ebenfalls: „A great deal of the prejudice against me as a regular officer was removed when the men came to compare their own soldierly
appearance and way of doing duty with other commands“. Der Kleidung nach waren sie bereits als die „Black Hats Brigade“ bekannt und sie trugen ihre Uniformen mit Stolz. Nun, auf dem Level von Berufssoldaten gedrillt, standen sie den gestandenen Berufssoldaten in nichts nach. Es schien als machten Kleider eben doch Leute, wenn auch durch professionelle Hilfe. Einzig ihr Gefechtswert war noch ein unbekannter Faktor, und auch ihr General musste sich in diesem Krieg erst beweisen, hatte er doch bis dahin ebenfalls noch kein Gefecht im ausgebrochenen Krieg geführt. Die Männer waren bereit und konnten ihr erstes Gefecht kaum erwarten, viele sehnten den Kampf gegen die Rebellen herbei und hatten die Befürchtung, in diesem Krieg gar nicht mehr zum Zug zu kommen.
Sgt. Andrew Walsh
52nd New York Volunteer Infantry Regiment
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